Buchempfehlung und Minimalismus ganz konkret
Mein erstes Fazit, als ich das Buch beendet hatte, lautete nach einem kurzen Innehalten so: Das muss nicht so extrem sein!
Für mich waren zwei Dinge sehr klar: Ich möchte nicht leben wie der Autor, aber die Grundgedanken haben mich längst überzeugt.
Ich beschäftige mich schon eine Weile mit Minimalismus. Das hat mein Leben auch schon ganz schön auf den Kopf gestellt. Letztlich geht Minimalismus stark einher mit Nachhaltigkeit, denn das Fundament ist ein Hinterfragen. Was brauche ich in meinem Leben und was nicht? Was ist mir wirklich wichtig?
Das nehme ich aus dem Buch mit
Das Buch „Das kann doch weg!“ umfasst 55 Tipps für einen minimalistischen Lebensstil. Nicht alle Ratschläge sind neu und vielleicht auch nicht alle hilfreich. Aber in dieser Auflistung findet bestimmt jeder einen Ansatzpunkt für sich selbst. Sasaki motiviert zum Anfangen und zwar sofort. Im Folgenden möchte ich zusammentragen, was ich aus dem Buch mitnehme und welche konkreten Tipps ich mir immer mal wieder ins Gedächtnis rufen möchte.
Einfacher Leben
Sasaki zählt so ziemlich jeden Grund auf, der für ein minimalistisches Leben spricht. Und davon gibt es natürlich jede Menge. Sicher ist nicht jeder für jeden überzeugend (vor Verlust durch Erdbeben habe ich eher weniger Angst). Aber ein einfacheres, befreiteres, entspannteres Leben klingt wohl für viele überzeugend. Stell dir vor:
Deine Wohnung ist immer ordentlich. Du weißt immer, wo etwas liegt, weil alles seinen Platz hat. Du kannst in ganz kurzer Zeit deinen täglichen Hausputz erledigen, weil du vorher nichts aufräumen oder beiseite räumen musst.
Weniger Zeug = weniger Putzen.
Die stumme to-do-Liste
Deine Wohnung ist nicht voller Baustellen und Haufen, die bearbeitet werden müssen. Sehr einleuchtend fand ich den Gedanken der stummen to-do-Liste. Dinge schicken Botschaften: das Buch, das wir mal lesen müssten, aber nie wollen; kaputte Gegenstände, die repariert werden müssten; der Stapel Papierkram, der sortiert werden müsste, aber immer nur wächst. Der chaotische Schreibtisch, der Wäscheberg, die volle Küchenarbeitsfläche, der platzende Kleiderschrank und die Krimskramsschublade. All das löst bei jedem Anblick Stress aus. Dabei sollte das eigene Zuhause Kraft spenden statt Vorwürfe schüren.
Nur mit Lieblingsdingen leben.
Welche Dinge lösen in mir ein Glücksgefühl aus, fragt auch Marie Kondo (Magic Cleaning). Über welche Dinge rege ich mich regelmäßig auf, weil sie mir nur beim Putzen im Weg stehen und ansonsten keine Freude bereiten? Was hebe ich nur auf, weil ich sonst ein schlechtes Gewissen hätte, weil ich es geschenkt bekommen habe? Was habe ich mehrfach, obwohl ich immer nur den einen Lieblingsgegenstand nutze?
Und nicht nur der eigene Besitz, sondern vor allem auch jeder Kauf sollte überdacht werden. Möchte ich das wirklich in meinem Leben oder schenkt es mir nur ein kurzfristiges Glücksgefühl? Das spart nicht nur Geld, sondern auch viel wertvolle Zeit. Versuche dich dabei auch immer mal wieder selbst herauszufordern: Wie wäre es mit einer Kaufdiät für einen Monat.
Minimale Kosten
Wie viel Geld brauchst du zum Leben? Sasaki versucht seine Kosten so minimal wie möglich zu halten. Dabei geht es jedoch nicht um’s Geld sparen, sondern darum, das verdiente Geld für das Richtige auszugeben. Und schon muss wieder jeder hinterfragen: Was ist für mich das Richtige und das wirklich Wichtige, für das ich Geld ausgeben möchte? Was ist für mich so wertvoll, dass ich es auch langfristig zu schätzen weiß? Es geht um schöne Erlebnisse statt Konsumgüter, aber auch um das Überdenken der monatlichen Lebensunterhaltungskosten. Wie viel Geld brauche ich, um glücklich zu sein? Und wie viel Arbeitszeit möchte ich dafür investieren?
Schritt für Schritt zu deinem Minimalismus
Ausmisten und Wegwerfen ist ein Prozess. Versuche nicht von heute auf morgen dein gesamtes Leben und deinen Besitz umzukrempeln. Geh schrittweise vor: Was dir heute wichtig ist, wirfst du vielleicht in einem Jahr weg. Aber wenn es dich heute noch glücklich macht, behalte es. Beginne mit offenkundigem Müll: kaputte Dinge, löchrige Kleidung, kaputte Geräte.
Minimalismus heißt für mich nicht, dass man in einer fast leeren Wohnung leben muss. Man muss sich nicht von seinem gesamten Besitz trennen, sondern nur von dem, was belastet. Das Wichtigste ist: Höre auf dich selbst und hinterfrage, was du brauchst. Lasse dich dabei nicht beeinflussen. Nicht nur von Werbung, sondern auch von deinen Mitmenschen. Familie und Freunde beeinflussen meist noch stärker, weil es uns nicht bewusst ist. Befreie dich davon, andere beeindrucken zu wollen, weder mit besonders viel noch mit besonders wenig Besitz. Minimalismus kann helfen, sich wieder selbst zu finden. Minimalismus ist kein Allheilmittel aber er kann ein Weg sein für mehr Kontrolle über das eigene Leben und ein inneres Gleichgewicht. Wie radikal dieser Weg sein muss, kann jeder selbst entscheiden.
Konkrete Tipps für mehr Minimalismus
- Alles, was 1 Jahr lang nicht verwendet wurde, kann weg!
- Die stumme to-do-Liste eindämmen: Papierkram direkt sortieren und wegwerfen. Nur aufheben, was unbedingt bearbeitet werden muss, dann am besten sofort erledigen. Bei Unsicherheit Papiere digitalisieren. Bücher aussortieren und nur die aufheben, die man wirklich lesen will. Kaputte Dinge sofort reparieren (lassen). Geschirr direkt spülen oder in die Spülmaschine räumen. Haushaltsroutinen etablieren, damit sich erst gar nichts anhäuft.
- Weniger Dinge = Weniger Botschaften. Hebe nur auf, was dir positive Botschaften sendet und bearbeite alles sofort, was Vorwürfe auslöst.
- Irgendwann ist nie
- Gegenstände fotografieren, an denen man noch hängt.
- Erinnerungen digitalisieren
- Ungenutzten Platz einfach mal frei lassen
- Geschenke können weggeworfen werden oder erinnerst du dich noch an alles, was du verschenkt hast?
- Nichts mitnehmen, nur weil es kostenlos oder im Angebot ist
Welchen Ratschlag möchtest du dir als erstes zu Herzen nehmen?
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